Die Kunst hat über Jahrhunderte die Kirche inspiriert. Malerei, Architektur, Rhetorik, Schauspiel und Musik. Gegenwärtig hat die Kunst es schwer, mit ihrem eigenen Ausdruck Platz in der Kirche zu finden. Sie dient oft als Lückenfüller oder der Abwechslung. So geht der Kunst, aber vor allem der Kirche viel verloren. Bei Kirchentagen ist es anders. Da hat Kunst viel Platz. Das ist ausgesprochen wohltuend. Ich meine: Für alle Beteiligten.
Brotlose Kunst?
Immer wieder werden mein Mann und ich gefragt: „2Flügel, kann man davon leben?“ Meine schmunzelnde Standardantwort ist: „Wie tot seh ich denn aus…? Dass Sie mich das fragen?!“ Mit mehr Mühe geantwortet: Es gibt einige wenige Topverdiener, die vom Schreiben, Singen, Musizieren, Malen, Filmen, als Comedian, Clownin, Tänzer oder Fotografin sehr gut leben können. Viele andere kämpfen. Auf und hinter der Bühne arbeiten sie mit großer Leidenschaft. Einfach, weil sie Kunst schaffen müssen. Weil sie Bücher und Lieder schreiben, ein Publikum zum Lachen bringen, sich auf diese Weise einmischen wollen.
Sorgen um die Zukunft
Die Pandemie trifft die Kulturszene besonders hart. Die Kinos und Theater, Veranstaltungstechniker und Eventmanagerinnen. Uns Künstler*innen. Die Maßnahmen sind hart. Finanzielle und Zukunfts-Sorgen sind das eine, dazu kommt die Sorge um das eigene Gemüt. Nicht tun zu können, was unser Leben ausmacht, ist für viele sehr belastend. Auch wir vermissen die Live-Veranstaltungen.
Zwischen Freiheit und Risiko
Als Duo 2Flügel haben wir vor Jahren einen Weg unabhängiger von Verlagen und Labels gefunden. Wir haben einen eigenen, den 2Flügel-Verlag gegründet. Jede neue Produktion, Roman oder CD, liegt nun in unserer Hand. In Zusammenarbeit mit Grafikerinnen, Lektorat, Regie und Buchdruck. Aber wir tragen das volle Risiko. Und genießen die volle Freiheit! Während der Pandemie gab es kaum Live-Konzerte. Ich habe die Zeit für ein neues Buch-Projekt genutzt. Wir haben digitale Konzerte gegeben und die Reichweite YouTube lieben gelernt. Neuen Spielraum gefunden. Wie viele Kolleg*innen haben wir versucht, kreativ mit dieser herausfordernden Zeit umzugehen. Um unsere Kunstform lebendig zu halten. Und unser Verlag lief und lieferte. Wir haben erlebt: Wenn Konzerte und Lesungen nicht möglich sind, sind sie gefragt: Die Gedichte und Lieder, die Musik und die Geschichten.